Die Geschichte des „Schwarzen Einsers“
Ausgabeanlass
Die Einführung der Briefmarke in Großbritannien am 06. Mai 1840 führte auch in anderen Ländern zu Bestrebungen, eine Postreform durchzuführen. 1843 folgten die Schweizer Kantone Genf und Zürich sowie Brasilien dem Beispiel Großbritanniens.
Auf Grund der positiven Erfahrungen, die Postgebühr durch das Verkleben eines Wertzeichens auf dem betreffenden Brief im Voraus vom Absender entrichten zu lassen, kam es auch in Bayern bereits im Februar 1845 zu ersten Bestrebungen, Briefmarken einzuführen. Der Vorschlag stammte vom Oberpostamt in München und wurde am 16. März an die Regierung weitergegeben.
Es kam zu Einwendungen, dass die aufgeklebten Briefmarken auf dem Transportweg abfallen könnten, so dass die Wiederverwendung der verwendeten Marken nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden könnte und dass der Arbeitsaufwand zur Entwertung der Marke zu groß wäre. Obwohl auf Grund dieser Einwände Ermittlungen in London über die Erfahrungen der englischen Post durchgeführt wurden, dauerte es, auch auf Grund der revolutionären Umtriebe in Deutschland“ bis in das Jahr 1848, bis sich die Einsicht durchsetzte, dass die Neuerung „Briefmarke“ zur Vereinfachung des Postbetriebes beitragen würde.
Markenentwurf
Das Staatsministerium des Handels beauftragte am 04. Januar 1849 den Banknotengraveur Peter Haseney, einen Entwurf und Kostenvoranschlag für die geplante Ausgabe zu erstellen.
Uns sind die so genannten „Laubblattessays“ erhalten geblieben, die als Holzdruckstöcke im Postmuseum in Nürnberg liegen. Die Urheberschaft Haseneys ist umstritten, ebenso könnten die Essays vom Buchdrucker Weiß erstellt worden sein. Da die „Laubblattessays“ als zentrales Gestaltungselement eine Ziffer zeigen, sind sie auf jeden Fall als Wegweiser für die endgültige Gestaltung des „Schwarzen Einsers“ und anderer Marken der „Quadratausgabe“ anzusehen. Diese stellen ebenfalls eine Ziffer in den Mittelpunkt der Marke.
Die nachfolgenden Diskussionen innerhalb der Postverwaltung, die eine Expertenkommission aus Wissenschaftlern beschäftigte, führte zu folgenden Entschlüssen, um die Fälschungssicherheit der Briefmarken zu gewährleisten: die teuren Drei- und Sechskreuzermarken sollten auf speziellem Seidenfadenpapier und mit Hilfe eines detaillierten und schwer nachahmbaren Motivs im Buchdruckverfahren hergestellt werden. Bei der „billigen“ Einkreuzermarke sollte auf das Seidenfadenpapier verzichtet werden.
Am 02. August 1849 legte der Buchdrucker Weiß Druckproben der Einkreuzermarke in roter und blauer Farbe vor, die der König abschließend genehmigte. Graveur des Stahlstempels war Max Joseph Seitz. Der Schriftgießer Gustav Lorenz stellte im September 1849 vierhundert Abgüsse für die Arbeitsstempel her. Da der Druckbogen 180 Marken beinhaltete, reichten die Klischees für zwei Druckbogen. Es verblieben dann 40 Reservestöckel, die zum Auswechseln beschädigter oder stark abgenutzter Klischees dienen sollten. Anschließend wurden noch je 400 Abgüsse für die Drei- und Sechskreuzermarken hergestellt.
Portostufen
Eine der Neuerungen des Postsystems – das billige Ortsporto – führte zum vorrangigen Druckbeginn für den „Schwarzen Einser“ und nachrangig für die Werte zu 3 und 6 Kreuzer. Alle drei Werte erschienen jedoch gleichzeitig am 01. November 1849. Für die drei Werte wurden die Farben Schwarz (1 Kreuzer), Blau (3 Kreuzer) und Braunrot (6 Kreuzer) gewählt. Der Druck des „Schwarzen Einsers“ erfolgte auf einer amerikanischen Druckerpresse mit gewöhnlicher Buchdruckfarbe. Es wurden täglich 300 Bogen zu je 180 Marken gedruckt. Die Bogen hatten einen schmalen waagrechten und einen breiten senkrechten Steg.
Noch in der Druckerei wurden die Bogen am Steg waagrecht geteilt, um Schalterbogen von 90 Marken zu erhalten. Da die Druckfläche etwas zu groß gewählt wurde, kam es durch den notwendigen großen Anpressdruck zu einer raschen Abnutzung der Druckplatte. Die vorhandenen Klischees reichten deshalb nur für etwa 2000 Druckbogen. Es musste anschließend mit Hilfe des Urstöckels eine zweite Auflage mit neuen Klischees hergestellt werden.
Herstellung
Die Gummierung erfolgte mit Hilfe einer Mischung von 12 Litern Wasser, 6 Pfund „Gummi Arabicum“ und 1 Pfund Zucker. Nach 24 Stunden wurde die so erhaltene Masse mit Hilfe von Ziegenhaarbürsten lauwarm auf die Markenbogen aufgepinselt. Für diesen Zweck wurden die Druckbogen in Rahmen gespannt und nach dem Trocknen auf Schalterbogengröße halbiert.
Auf Grund der Erfahrungen mit der ersten Auflage wurde die Druckplatte der neuen Auflage auf 90 Stück (Markenbogen ohne Zwischensteg) verkleinert und galvanisch gehärtet. Eine komplette Neuerstellung der Klischees mit Hilfe von dünnen Messingplättchen auf einer weichen Bleimasse, in die das Relief für den Druck gepresst wurde, wird ebenfalls diskutiert, da der Druck der zweiten Auflage wesentlich konturreicher und exakter erfolgte.
Verbreitung
Die Ablösung des „Schwarzen Einsers“ erfolgte am 01. Oktober 1850 durch die rosa Einkreuzermarke, da die schwarzen Abstempelungen oft nur schlecht auf der Marke sichtbar waren. Die Gesamtauflage des „Schwarzen Einsers“ soll immerhin 832.500 Stück betragen haben. Von der gleichzeitig verausgabten Dreikreuzermarke, die bis 1862 in Gebrauch war, wurden hingegen 76 Millionen Stück verkauft.